Da stand ich nun wieder auf dem Weg hoch zum Parkplatz und betrachtete mich. Die Farbe meiner Kleidung hatte nun gänzlich von jeansblau zu rostrot nass gewechselt. Meinen rechten Unterarm zierte ein Karomuster von rotglänzenden Kratzern und überhaupt hatte ich beim „Rückwärtssalto“ ins nasse Unterholz mit der rechten Seite wohl so einiges mitgenommen. Das würde ein paar schöne blaue Flecke geben.
Ich sammelte mich und stieg weiter an. Als ich zum Forsthaus kam, war der letzte Shuttlebus schon weg. Mist, jetzt musste ich die Serpentinenstraße auf die andere Seite der Schlucht zu Fuß gehen. Mit all den Blessuren war ich nicht schnell unterwegs und langsam begann es zu dämmern. Ich würde die Massage heute Abend absagen müssen. Wie war ich überhaupt in diese missliche Situation gekommen?
Morgens hatte ich im Hotel gefrühstückt und mich dann mit den Unterlagen zum Aufbau meiner Selbständigkeit beschäftigt. Schließlich wollte ich ja jede freie Minute sinnvoll nutzen. Ich fand keine Worte auf die Fragen. Komisch in den letzten Tagen auch nicht. Zum Ausgleich hatte ich mich in den hoteleigenen Swimmingpool geworfen und war dann in den Ort, um Getränke zu kaufen. Danach hatte ich versucht zu schreiben. Das Blatt blieb weiß.
Also Besichtigung des nächstliegenden Ortes, Lavabecken, Aussichtspunkt und danach wandern, hatte ich beschlossen. Vielleicht hätte ich die Wanderung früher antreten sollen, dann wäre ich auf dem Rückweg nicht so schnell gelaufen, mir wäre nicht schwindelig geworden und… Ach nun konnte ich sowieso nichts mehr daran ändern. Die Dämmerung wich langsam der Dunkelheit. Zum Glück konnte ich mich nicht verlaufen. Am Ende dieser Straße lag mein Parkplatz.
Am nächsten Morgen zeigte mir mein Körper deutlich, dass an wandern und viel Bewegung nicht zu denken war. Und so ging ich zu diesem Ort, an dem ich schon öfters vorbeigelaufen, mich aber nie hingesetzt hatte. Ich beobachtete wie der kleine Gebirgsfluss langsam zum Meer floss und in den Wellen verschwand. Ich sah die Blumen um mich herum und all die Hektik der letzten Tage fiel von mir ab. Ich wurde ruhig. Und all die Worte und Antworten, die ich so verzweifelt gesucht hatte, waren bereits in mir. Und ich verstand:
Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause.